Gisela Frankl wurde 1860 in Wien geboren. Nach ihrer Ausbildung als Pianistin und Komponistin am Wiener Konservatorium, eröffnete sie im Alter von 20 Jahren ein privates Musikinstitut. Erste große Öffentlichkeit als Komponistin erlangte sie 1881 mit der Kronprinz Rudolf gewidmeten "Hochzeits-Hymne". Zirka 50 ihrer Kompositionen wurden bei verschiedenen Verlagen gedruckt. Sie war neben ihrer Lehrtätigkeit auch eine international bekannte Interpretin, so machte sie u. a. mit ihrer Schwester, der Malerin Regine Frankl, eine Konzerttournee durch Nordamerika. Über ihr späteres Leben ist nur wenig bekannt, es gibt allerdings Hinweise darauf, dass sie Wien verließ und in die USA emigrierte, wo sie ihren Gatten Theodor Alfred von Irgens-Bergh, aus einem dänischen Adelsgeschlecht ehelichte. Mittels ihres Testaments richtete sie eine Stiftung ein, die bis heute in Dänemark Stipendien an junge Musiker:innen vergibt (Theodor Alfred Christian von Irgens-Bergh og hustru Gisela von Irgens-Bergh født Frankls Kunstnerlegat).
Verena Platzer (2025)
- Zum Œuvre & Stilbeschreibung
"Ihr Oeuvre umfasste hauptsächlich Kompositionen für Salon- und Kammermusik, zahlreiche Stücke für Klavier sowie Lieder mit Klavier."
Wien Geschichte Wiki: Gisela Frankl, abgerufen am 15.05.2025 [https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Gisela_Frankl]- Ausbildung
Wien: Privatunterricht Moderne Sprachen (u. a. Englisch, Französisch)
1867–18?? Wien: Privatunterricht Klavier (Josef Dachs), Moderne Sprachen (u. a. Englisch, Französisch)
1871–1875 Höhere Bildungsschule für Mädchen - Frauen-Erwerb-Verein, Wien: Schülerin
1873–1874 Vorbildungsschule - Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde, Wien: Hauptfach Klavier
1874–1880 Clavierschule Ungar, Wien: Klavier (Ignaz Ungar), Kontrapunkt/Harmonielehre/Komposition (Carl Wolfrum)
1880 Staatsprüfung für Klavier/Harmonielehre mit Auszeichnung (Eduard Hanslick, Josef Dachs)- Tätigkeiten
1877–19?? Wien: Veranstalterin eigener Kompositionskonzerte
1880–19?? Clavierschule "Gisela Frankl", Wien: Inhaberin, Lehrerin (Klavier, Harmonielehre, Musikgeschichte)
1881–19?? Drucklegung von mehr als 50 Werken bei verschiedenen Verlagen, u. a. bei: Cranz Hamburg, Verlag Wetzler Wien, Verlag Röhrich Wien, Verlag Kratochwil Wien
1890 Konzertreise mit Josefine Donat (vc), Ziona Grieger (voc)
1891 Konzertreise mit Amalie Ebner (vl), Karoline Wogrinz (voc)
1892 Konzerttournee durch Nordamerika (mit ihrer Schwester Regine Frankl)- Aufführungen (Auswahl)
1881 anlässlich der Eheschließung von Kronprinz Rudolf mit Stephanie von Belgien, Brüssel (Königreich Belgien): Hochzeits-Hymne (UA)
1891 Bösendorfer-Saal Wien: Tarantella (UA)- Pressestimmen (Auswahl)
15. Mai 1890
"Wohl selten hat ein holdes weibliches Wesen der herrlichen Tonkunst mehr glühende Begeisterung und Verehrung entgegengebracht als jene junge Wienerin Fräulein Gisela Frankl [...]. Eine würdige Hohepriesterin der Tonkunst darf man sie mit Recht nennen, denn sie strebt nach den erhabensten Zielen der Kunst und hat bereits [...] Hohes in ihrem von ihr über Alles geliebten Beruf erreicht [...]. Somit können wir nur noch hinzufügen: "Möge die Muse die unermüdlich schaffende geniale Componistin noch recht oft beglücken: dann sind auch ihre Freunde und Verehrer beglückt und möge ihr die goldene Sonne des glücklichen Erfolges auch auf ihrer bevorstehenden Concerttournee freundlich lächeln und ihr ferner noch viel neue Ruhmeslorbeeren erblüh'n."
Österreichische Musik und Theaterzeitung II. Band /Nr. 16: Gisela Frankl (Gustav Kühle, 1890), S. 5–6, online abrufbar unter: ANNO Historische Zeitungen und Zeitschriften: https://anno.onb.ac.at/13. Februar 1890
"Sonntag Abends fand im Saale Ehrbar ein ziemlich gutbesuchtes Compositions-Concert von Gisela Frankl statt. Dasselbe erüffnete ein Trio für Clavier, Violine und Violoncello in D-dur, wobei die Componistin selbst die Clavier-Nummern bestritt [...]. Ferner gab die Componistin noch auf dem Piano ein "Lied ohne Worte", einen "Concertwalzer", eine "Tarantella", eine "Nocturne“ und eine "Mazurka de Salon" zum Besten. Frl. Caroline Stach sang mehrere Lieder und zeigte sich als angenehme, stimmbegabte Sängerin. Alle zum Vortrage gebrachten Compositionen zeichnen sich durch feines, künstlerisches Verstaudniss aus, die es werth sind, weitere Verbreitung zu finden. Besonders reizend gedacht, in Musik gesetzt und in Gesang wiedergegeben war das Lied "Abendgesang am See", dessen liebliche zum Herzen dringende Melodie die Zuhörer zu stürmischem Beifalle hinriss. Beide Damen, in erster Linie natürlich die Componistin, fanden die schmeichelhafteste Anerkennung und mussten die meisten der Piecen zur Wiederholung gelangen."
Wiener Tagblatt, zitiert nach: Österreichische Musik und Theaterzeitung II. Band /Nr. 16: Gisela Frankl (Gustav Kühle, 1890), S. 5–6, online abrufbar unter: ANNO Historische Zeitungen und Zeitschriften: https://anno.onb.ac.at/Jänner 1888
"Am 6. d. Mts. veranstaltete die talentvolle Componistin Fräulein Gisela Frankl im Saale Ehrbar ein Compositions-Concert, das nach jeder Seite hin einen glänzenden Verlauf genommen hat. Unter den Werken, die zum Vortrage gelangten, und beim zahlreichen, zumeist aus Musikfreunden und Kennern bestandenen Publicum Anklang gefunden hatten, mögen hier Erwähnung finden: eine Nocturne und ein Walzer, beide höchst stimmungsvoll und von liebenswürdiger Originalität auf dem Clavier von der Componistin selbst vorgetragen, sowie ein Quintett in G-moll für Clavier und Streich-Instrumente, eine Arbeit, welche [...] für den Ernst, die musikalische Gedankentiefe der Componistin zeugt und zu den schönsten Hoffnungen für die Zukunft der noch jungen Dame berechtigt."
Wiener Tagblatt, zitiert nach: Österreichische Musik und Theaterzeitung II. Band /Nr. 16: Gisela Frankl (Gustav Kühle, 1890), S. 5–6, online abrufbar unter: ANNO Historische Zeitungen und Zeitschriften: https://anno.onb.ac.at/December 1887
"Mit Vergnügen aber hörten wir eine junge talentirte Pianistin, Fräulein Gisela Frankl, in einigen Concerten spielen. Fräulein Gisela Frankl, welche uns durch besonders exactes, individuelles Spiel aus der grossen Zahl der "Pianistinnen" angenehm auffiel, hat auch einige sehr hübsche Musikstücke componirt, worunter die wirklich reizende "Vindobona- Gavotte" und eine Salonpiece "Herzensfrage" alles Lob verdienen."
Münchner Zeitung, zitiert nach: Österreichische Musik und Theaterzeitung II. Band /Nr. 16: Gisela Frankl (Gustav Kühle, 1890), S. 5–6, online abrufbar unter: ANNO Historische Zeitungen und Zeitschriften: https://anno.onb.ac.at/Oktober 1882
"Die anerkannt, hochbegabte Professorin der Musik und Inhaberin einer staatlich concessionirten Musikschule Fräulein Gisela Frankl hat aus Anlass der Hochzeit des Kronprinzen eine "Hochzeitshymne“ für gemischten Chor gedichtet und componirt und dieselbe dem Kronprinzen Rudolf gewidmet. Derselbe erhielt die Widmung bei seiner letzten Anwesenheit in Brüssel, wo er sich die Hymne in Gegenwart seiner damaligen Braut, jetzt Kronprinzessin Stefanie, vortragen liess, und fand dieselbe so sehr den Beifall des kronprinzlichen Paares, dass Kronprinz Rudolf die Widmung annahm und der Dichterin und Componistin seine dankende Anerkennung in einem sehr schmeichelhaften Schreiben ausdrücken liess."
Wiener Communalblatt, zitiert nach: Österreichische Musik und Theaterzeitung II. Band /Nr. 16: Gisela Frankl (Gustav Kühle, 1890), S. 5–6, online abrufbar unter: ANNO Historische Zeitungen und Zeitschriften: https://anno.onb.ac.at/- Literatur
1892 Eisenberg, Ludwig: Das geistige Wien. Künstler- und Schriftsteller-Lexikon. Supplementband. Wien: Daberkow's, S. 17.
1977 Clausen, P.G.: Dansk musik: katalog over statsbibliotekets samling af trykte musikalier. Aarhus: Universiteitsforlaget.
1987 Cohen, Aaron I.: IRGENS-BERGH, Gisela, von. In: International encyclopedia of women composers. New York, NY [u.a.]: Books & Music, 2. Aufl. Online abrufbar unter: https://rme.rilm.org/articles/iew12457/1.0/iew12457.
2001 Frankl Gisela (Gitl, Gisella Frankl). In: Marx, Eva / Haas, Gerlinde (Hg.): 210 österreichische Komponistinnen vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Salzburg/Wien: Residenz Verlag, S. 150–153.
2008 Krasny, Elke: Stadt und Frauen. Eine andere Topographie von Wien. Wien: Metroverlag, S. 46 f., S. 203.
2025 Erhart-Schwertmann, Ursula: Gisela Frankl - Werdegang einer Wiener Komponistin. Wien: Hollitzer Verlag.- Quellen/Links
biografiA: Frankl Gisela
Oesterreichisches Musiklexikon online: Frankl (Frankel), Gisela (eig. Gisella; Gitl)
Wien Geschichte Wiki: Gisela Frankl
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 15. 5. 2025): Biografie Frankl Gisela. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/213162 (Abrufdatum: 16. 5. 2025).